Als Lehrer in Frankreich arbeiten: Vergleich mit Deutschland
Das Bildungswesen, ein wesentlicher Pfeiler unserer Gesellschaft, unterscheidet sich in Deutschland und Frankreich erheblich, was sich in unterschiedlichen Bildungssystemen und gesellschaftlichen Prioritäten widerspiegelt. Um diese Abweichungen besser zu verstehen, vergleichen wir den Lehrerberuf, die Arbeitsbedingungen und die gesellschaftliche Wahrnehmung zwischen beiden Ländern.
2. Das Lehrpersonal in Zahlen
3. Als Vertragslehrkraft arbeiten
4. Gehaltsunterschiede zwischen deutschen und französischen Lehrern
5. Die Pension als Lehrerin oder Lehrer in Frankreich und Deutschland
Laut dem Index der Stiftung Varkey erreicht das Image deutscher und französischer Lehrer auf einer Skala von 0 bis 100 Punkten einen Wert von 33 Punkten. Dieses schlechte Image erklärt zum Teil den scheinbaren Lehrermangel, der in beiden Ländern seit einigen Jahren zu beobachten ist.
In Deutschland: Ursachen sind u. a. der Rückgang der Zahl der Staatsbediensteten, prekäre Arbeitsverträge, steigende Arbeitszeiten und das Renteneintrittsalter.
In Frankreich: Gründe dafür sind unter anderem die niedrigen Löhne, der Stellenabbau und der vermehrte Einsatz von Vertragslehrern.
Lehrkräfte spielen im Bildungssystem in Frankreich und Deutschland eine zentrale Rolle, aber ihre Organisation und ihre Arbeitsbedingungen unterscheiden sich erheblich. Diese Unterschiede, die anhand der Klassengröße, der Lehrerverteilung und der nationalen Prioritäten sichtbar werden, bieten einen Einblick in die länderspezifischen Bildungskonzepte. Hier sind die Herausforderungen, denen sich diese Fachkräfte gegenübersehen.
In Deutschland: Hier zählt man 837.247 Lehrer und 11,2 Millionen Schüler. Laut Prognosen der Kultusministerkonferenz blieben 68.000 Stellen unbesetzt und es werden bis 2035 zwischen 155.000 und 177.500 Lehrer in allgemeinbildenden Schulen fehlen.
In Frankreich: Es gibt 717.800 Lehrer im öffentlichen Dienst und 141.200 in der Privatwirtschaft mit Vertrag, die etwa 12 Millionen Schüler unterrichten. Im Jahr 2024 wurden für die Lehrerauswahlverfahren im Sekundarbereich (collèges und lycées) 12.686 Stellen angeboten. Hinzu kamen 480 Stellen für pädagogische Berater (conseiller principal d'éducation) und 260 Stellen für Psychologen der Éducation nationale. Zum Schuljahresbeginn 2024 blieben mehr als 3.000 Stellen unbesetzt.
In beiden Ländern wird der Einsatz von Vertragslehrern oder Lehrern mit Zweitausbildung zur Minderung des Lehrermangels kontrovers diskutiert. Zum einen, weil diese größtenteils sehr engagierten Lehrer nur einen prekären Status haben, und zum anderen, weil ihre pädagogische Begleitung nie vollständig gewährleistet ist. Die Qualität des von ihnen erteilten Unterrichts kann dadurch beeinträchtigt werden.
In Deutschland: Angehende Lehrer sind begehrt und deshalb setzen auch die Deutschen auf Vertretungslehrkräfte. Doch hinter den Versprechungen eines unbefristeten Arbeitsvertrags oder einer Festanstellung verbirgt sich oft ein Weg mit vielen Hindernissen. Ihr Gehalt ist oft nicht so attraktiv wie das von festangestellten Lehrkräften, und auch die Ferien werden ihnen nicht immer vergütet.
In Frankreich: Vertragslehrer machen 24 % des gesamten Lehrerpersonals aus. Sie erhalten einen befristeten Arbeitsvertrag mit Voll- oder Teilzeitbeschäftigung, deren Dauer je nach den Bedürfnissen der Schule variieren kann. Ihr Gehalt ist jedoch weniger attraktiv als das der fest angestellten Lehrkräfte und die Ferien werden ihnen nur bezahlt, wenn der Vertrag für ein ganzes Schuljahr abgeschlossen wurde.
Die Lohnunterschiede zwischen Lehrern in Frankreich und Deutschland spiegeln politische Entscheidungen in Bezug auf die Anerkennung und Aufwertung des Lehrerberufs wider. Während beide Länder der Bildung einen hohen Stellenwert einräumen, unterstreichen die Gehaltsunterschiede andere Prioritäten, sowohl in Bezug auf die Bildungspolitik als auch auf die sozialen Erwartungen.
Diese Beträge werden zwar durch Prämien und Zuschläge verbessert, bleiben aber häufig wegen ihrer geringen Wettbewerbsfähigkeit im Vergleich zu anderen europäischen Ländern unter Kritik, was die Debatte über die Aufwertung des Berufs anheizt.
In Deutschland: Die Bezahlung von Lehrer/innen variiert stark je nach Bundesland, Bildungsstufe und Status. Zu Beginn der beruflichen Laufbahn erhält ein Lehrer ein monatliches Bruttogehalt von etwa 3 500 bis 4 000 Euro, das deutlich über dem französischen Durchschnitt liegt. Am Ende der Laufbahn kann dieser Betrag je nach Qualifikation und Erfahrung auf 5 500 bis 6 500 Euro brutto ansteigen.
In Frankreich: Die französischen Lehrergehälter variieren je nach Bildungsstufe und Dienstalter. Zu Beginn der Laufbahn erhält ein Grundschullehrer oder ein Lehrer an einer Sekundarschule ein monatliches Bruttogehalt von etwa 1 800 bis 2 000 Euro. Am Ende der Laufbahn kann dieser Betrag auf etwa 3 200 bis 3 500 Euro brutto ansteigen. Die sogenannten agrégés beginnen hingegen bei 2076 Euro und können auf bis zu 4555 Euro hoffen.
Die Unterschiede beim Renteneintrittsalter von französischen und deutschen Lehrern werfen eine zentrale Frage auf: Wie wertet jedes Land die Berufserfahrung von Lehrern auf und reagiert gleichzeitig auf die Herausforderungen, die sich aus der hohen Arbeitsbelastung ergeben?
In Deutschland: Das Renteneintrittsalter der Lehrer liegt bei 67 Jahren (40 Jahre Dienstzeit) für eine Vollrente (71,75 %), wobei unter bestimmten Bedingungen ein früherer Renteneintritt ab 63 Jahren möglich ist. Sie können auch früher in den Ruhestand gehen, wenn sie viele Jahre lang oder unter Bedingungen gearbeitet haben, die als belastend gelten. Die Altersrenten sind oft günstiger als in anderen Sektoren, was auf den Beamtenstatus zurückzuführen ist, der eine Rente auf der Grundlage des letzten Gehalts ermöglicht.
In Frankreich: Um als Lehrer in den Ruhestand zu gehen, muss man in der Regel 172 Quartale (d. h. 43 Jahre) für eine Vollrente eingezahlt haben (Höchstsatz 75 %). Es gibt jedoch Ausnahmen, insbesondere für diejenigen, die früh angefangen haben zu arbeiten. Auch für Lehrkräfte, die besonders beschwerliche Funktionen ausgeübt haben, sind Vorruhestandsregelungen möglich.
Mehr dazu:
- Schulsystem in Frankreich einfach erklärt
- Arbeiten im öffentlichen Dienst in Frankreich: die Voraussetzungen
- Einfluss des Schulsystems auf die Arbeitsmethoden: Frankreich und Deutschland im Vergleich
Olivier Geslin