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LGBTIQ in Frankreich: Offenheit und Diskriminierung im Beruf

LGBTIQ in Frankreich: Offenheit und Diskriminierung im Beruf

Der jüngsten Barometerausgabe des Vereins L'Autre Cercle zufolge, sind bereits ein Drittel der LGBT+ Arbeitnehmer Opfer von Anfeindungen am Arbeitsplatz geworden. Dies beweist, dass Diskriminierung nicht am Eingang der Firmentür aufhört. Die Legalisierung der gleichgeschlechtlichen Ehe in Frankreich hatte jedoch den Vorteil, dass Personalverantwortliche mit den sich ändernden rechtlichen Rahmenbedingungen konfrontiert wurden.



Was seit Legalisierung der gleichgeschlechtlichen Ehe in Frankreich passierte

1. Was seit Legalisierung der gleichgeschlechtlichen Ehe in Frankreich passierte

Im Frühling 2013, um genau zu sein, am 17. Mai, wurde nach Monaten hitziger parlamentarischer Debatten und großen Demonstrationen das Gesetz der Ehe für alle verabschiedet. Die Debatten über die gleichgeschlechtliche Ehe, haben zu Ausbrüchen, Konflikten und deplatzierten Scherzen geführt, die sich ebenfalls in Firmen eingefunden haben.

Gewisse Probleme bleiben selbst ein Jahrzehnt später weiterhin präsent. Der letzten Ausgabe des LGBT+ Barometers von L'Autre Cercle zufolge, wurden ca. 30 % der LGBT+ Angestellten mindestens einmal LGBTphoben Angriffen bei der Arbeit ausgesetzt. Dazu zählen u.a Beleidigungen, Spott oder auch Gewaltakte.

In dem zuletzt erschienenen Bericht von SOS Homophobie, war ebenfalls nachzulesen, dass die progressive Rückkehr an den Arbeitsplatz nach der sanitären Krise, durch einen Anstieg der Erfahrungsberichte in den Zuhörzentren begleitet wurde. Dies zeigt erneut, dass das professionelle Umfeld noch immer für viele LGBT+ ein Umfeld der Unsicherheit darstellt.

11 % der Meldungen, die der Verein erhielt, betrafen den Arbeitsplatz (zwei Prozent mehr als im Vorjahr), diese stehen gleich zu der Anzahl der Meldungen bezüglich Nachbarschaften, Geschäften sowie Dienstleistungen und liegen damit direkt hinter den 15 % ausgehend von Familie und dem sozialen Umfeld.

Nichtsdestotrotz hatte die "Ehe für alle" den Vorteil, dass die Personalverantwortlichen der Unternehmen, die rechtlichen Rahmenbedingen anpassen mussten, da, sobald ein Angestellter bei der Personalabteilung einen Antrag auf Beurlaubung stellt, aufgrund der eigenen Hochzeit, die Person eine Kopie ihrer Heiratsurkunde beifügen muss, unabhängig von ihrer sexuellen Orientierung. Doch trotz dieser Evolution des rechtlichen Rahmens, stellen nicht alle Unternehmen das Wort "Gleichberechtigung" auf die gleiche Stufe.



KMU hinken in Frankreich noch immer hinterher

2. KMU hinken in Frankreich noch immer hinterher

Dabei spielt vornehmlich die Firmengröße eine entscheidende Rolle. Nur 17 % der LGBT+ Befürwortenden in Unternehmen stammen aus Organisationen mit weniger als 300 Mitarbeitern. Diese geringe Repräsentierung zeugt womöglich davon, dass größere Firmen sich auf die Leitung der Personalabteilung stützen können, die häufig eine oder zwei Diskriminierungsbeauftragte bereitstellen.

Deshalb ist es kein Zufall, dass eine Vielzahl der Initiativen ausgerichtet auf die Inklusion der LGBT+ Angestellten, überwiegend in großen Unternehmen, den angelsächsischen Gruppen sowie den Tech-Akteuren zu finden sind. Bei Axa, IBM, Accor, Engie oder auch in der Boston Consulting Group (BCG), sind LGBT+ Verbündeten-Netzwerke vertreten.

Besteht eine derartige Lücke zwischen den Organisationen, liegt dies unter anderem daran, dass französische KMU die Thematik nicht als Priorität ansehen. Diese erscheint Ihnen wie ein Berg, der zu hoch ist, um erklommen zu werden. Zu erkennen ist dies ebenfalls in der Antwort der Confédération des petites et moyennes entreprises (CPME) auf eine Anfrage hin zu dem entsprechenden Thema:

"Wir sind in dieser Frage noch nicht weit genug fortgeschritten, um Ihnen eine Antwort geben zu können."

Die Kommunikationsabteilung der CPME weist jedoch darauf hin, dass derzeit diesbezüglich Überlegungen angestellt werden. Dennoch existieren Ausnahmen, vor allem dann, wenn kleine Unternehmen von engagierten Geschäftsführungen geleitet werden, die sich häufig aus persönlichen Gründen einsetzen.



Arbeiten in Kleinstädten oder auf dem Land, ein Martyrium

3. Arbeiten in Kleinstädten oder auf dem Land, ein Martyrium?

Studien, die sich insbesondere für die persönlichen und professionellen Lebensumstände Homosexueller in Frankreich interessieren, heben hervor, dass besonders Paris als Ballungsraum der LGBT+ gilt. Seit geraumer Zeit zeigen die darauf spezialisierten Soziologinnen und Soziologen, dass es zunehmende Bewegungen der queeren Population in Richtung Großstädte gab. Doch warum?

Einerseits ist man auf der Suche nach Anonymität, die in kleinen Kommunen, in denen jeder jeden kennt, nur schwer gewahrt werden kann und andererseits spielt der Gedanke nach mehr Weltoffenheit in großen Städten ebenfalls eine wichtige Rolle.

Die Daten, veröffentlicht von L'Autre Cercle, schließen sich den Erkenntnissen der Soziologie an und zeigen ebenfalls, dass im Großraum Paris eine starke Konzentration der LGBT+ Arbeitnehmenden festzustellen ist. Nur 23 % der LGBT+-Vorbilder und Verbündeten kommen aus der Provinz, während 77 % allein aus der Region Île-de-France stammen.

Lange Zeit dachte die Organisation, dass sie in der Provinz einfach nicht die richtigen Kandidaten für Rollenmodelle erreichen kann. Aber nachdem im vergangenen Jahr alles getan wurde, um diese Art von Profilen zu finden, haben Manager und Führungskräfte selbst erklärt, dass LGBT+-Angestellte, die in kleineren Regionen arbeiten, sich dem oft selbst nicht aussetzen wollen.

In einigen Vorstädten arbeiten Unternehmen und Kommunen Hand in Hand, um die lokale Mentalität voranzutreiben. Dies ist beispielsweise in Limoges der Fall: der erste Christopher Street Day der Präfektur des Departements Haute-Vienne fand im September 2022 statt. Ein Ereignis, an dem sich die Groupe Legrand (mehr als 38.000 Mitarbeiter in fast 90 Ländern vertreten) beteiligte, ein unumgänglicher Wirtschaftsakteur in dieser Region, da der Spezialist für Elektroinstallationen hier seinen Hauptsitz hat.

Denn was diese regionalen Unternehmen und die Inklusion der queeren Community verbindet, ist noch immer häufig das starke Engagement des Teams Ihrer Geschäftsleitung. Man kann dennoch feststellen, dass selbst die dort ansässigen großen Gruppen nicht über LBGT+ Inklusion sprechen. Dies scheint noch immer ein Tabuthema zu sein. Das einzige Inklusionsthema, welches diese Unternehmen sich anzusprechen trauen, ist die Frage nach körperlicher Beeinträchtigung.



Integrative und weniger integrative Sektoren

4. Integrative und weniger integrative Sektoren

Einige Sektoren tragen ab und zu auch immer wieder den Ruf, LGBT+ Angestellte zu begrüßen, auch wenn dies nicht ganz wahrheitsgetreu ist. Dies belegen die Antworten der Französinnen und Franzosen, als der Verein L'Autre Cercle sie nach ihrer Wahrnehmung von mehr oder weniger "LGBT-freundlichen" Branchen befragte.

Die Mehrheit hält die Industrie und das Baugewerbe für nicht integrativ, während Bereiche wie Technik, Werbung, Mode, Marketing oder gemeinnützige Organisationen als "sichere" Branchen für LGBT + wahrnimmt.

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