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Die Burnout-Falle in Frankreich und Deutschland

Die Burnout-Falle in Frankreich und Deutschland



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Wie viel ist das Klischee noch wert? Hier der arbeitsfixierte Deutsche, und dort der entspannte Franzose, der sich auch bei Zeitdruck am Arbeitsplatz nicht aus der Ruhe bringen lässt und trotzdem früher nach Hause geht. Die Ergebnisse einer kürzlich veröffentlichten Studie der OECD über die Entwicklung von Arbeitswelten in Europa zeigt ein anderes Bild. Laut der Statistik, die weltweit mit Haus- und Lohnarbeit verbrachte Tagesstunden vergleicht, rangiert Deutschland nach Belgien und Dänemark auf Platz drei der am wenigsten arbeitsintensiven Länder, während Frankreich den fünften Platz belegt.


Dabei gilt für die gesamte Europäische Union, dass Arbeit einen immer dominanteren Teil des Lebens beansprucht und die Arbeitsausfälle aufgrund von psychischer Überlastung unvermindert steigen. Seit Mitte der 90er Jahre hat sich die Arbeitswelt radikal geändert: Unternehmen zerfallen oder fusionieren, feste Arbeitsplätze werden durch Projektaufträge ersetzt, der Arbeitsrhythmus zwischen Deadlines, E-Mails und Konferenzschaltung steigt- und die eigene Bereitschaft, dem wachsenden Druck standhalten, wächst parallel zur Angst vor dem Jobverlust. "Die Arbeitswelt", so der Göttinger Soziologie-Professor Michael Schumann, "kennzeichnet sich durch eine wachsende Grausamkeit gegenüber dem Arbeitnehmer".


Immerhin 20 % der europäischen Arbeitnehmer beklagen, dass Stress am Arbeitsplatz unmittelbar ihre Gesundheit beeinträchtige. Allein in Deutschland werden die Kosten der rasant zunehmenden Zahl von Krankmeldungen aufgrund seelischer Belastungen auf 10 Milliarden Euro pro Jahr geschätzt. Für Arbeitgeber lohnt es sich allemal, auch hier über den Kostenfaktor nachzudenken. Auf beiden Seiten des Rheins wird deswegen zusehends nach Wegen gesucht, die Arbeitsbelastung verträglich und die Angestellten gesund zu halten. In einem aktuellen Bericht des französischen Arbeitsministeriums haben bisher nur 234 der 1300 von der Regierung dazu aufgeforderten Unternehmen "ausreichende Anstrengungen zur Verbesserung des Arbeitsklimas" unternommen. In Deutschland verpflichtet das Arbeitsschutzgesetz seit 1996 die Arbeitgeber, für die psychische Gesundheit ihrer Angestellten Sorge zu tragen. Einige Firmen in Deutschland und Frankreich gehen mit gutem Beispiel voran.


TEXT: CORNELIUS WÜLLENKEMPER