Arbeiten in der französischen Industrie: Jobs & Arbeitgeber
Im Zuge der Deindustrialisierung gilt die Industrie in Frankreich oft als altmodisch, hart und männerdominiert. Tatsächlich ist der Sektor vielfältiger und bietet auch in Krisenzeiten zahlreiche Chancen. Viele Stellen bleiben mangels Bewerbungen unbesetzt, obwohl es attraktive Perspektiven gibt. Wir räumen mit vier gängigen Vorurteilen auf, zeigen fünf gute Gründe für eine Karriere in der französischen Industrie und stellen die sechs gefragtesten Berufe dieses Sektors vor.
2. Top-Argumente, die für die Industrie in Frankreich sprechen
3. Die begehrtesten Jobs in der französischen Industrie

Die französische Industrie ist veraltet
Bei Deindustrialisierung denkt man an Stellenabbau, an Abwanderung von Fachkräften in Schwellenländer sowie an die Abwärtsspirale industrieller Gruppen, die einst Aushängeschilder der französischen Republik waren.
Dennoch gibt es nach wie vor zahlreiche Möglichkeiten, etwa bei international aufgestellten Unternehmen, zu arbeiten oder sie bei der Entwicklung neuer, vielversprechender Aufgabengebiete zu unterstützen.
Die Industrie ist kein gleichförmiger Block, eher eine sehr heterogene Branche. Neben der Stahlindustrie mit ihren Hochöfen sind in Frankreich wichtige Unternehmen aus den verschiedensten Bereichen angesiedelt. Darunter etwa Firmen aus folgenden Branchen:
- Automobil: Stellantis, Renault
- Bahntechnik: Alstom
- Banken: BNP Paribas, Société Générale, Crédit Agricole
- Bau: Vinci, Bouygues Construction
- Baustoff: Saint-Gobain
- Einzel- und Großhandel: Carrefour, Auchan, Decathlon
- Energie: Engie, Orano, Veolia, Total, Air Liquide
- Haushaltsgeräte: Groupe SEB
- Kosmetik: L'Oréal, Yves Rocher
- Lebensmittel: Danone
- Luftfahrt: Dassault Aviation, Airbus, Safran, Thales
- Luxus: LVMH, Hermès
- Pharma: Sanofi
- Reifen: Michelin
- Stahl: ArcelorMittal
- Telekommunikation: Orange, Bouygues
- Versicherung: AXA
In der Industrie wird wenig Personal eingestellt
In den vergangenen Jahren wurde die Industrie massiv umstrukturiert, was den hohen Verlust von Arbeitsplätzen erklärt. Dennoch werden zahlreiche Jobmöglichkeiten und hochwertige Arbeitsplätze in Frankreich angeboten. Gesucht werden Profile auf allen Ebenen (CAP, was einer Ausbildung in Frankreich entspricht, bis hin zu Ingenieurabschlüssen).
Die Berufe verändern und entwickeln sich mit der Technologie, während andere entstehen, die den Erwartungen und den fast angeborenen Fähigkeiten junger Menschen entsprechen:
- Data Scientist
- Industrieprogrammierer
- Technologe
- Robotertechniker
- Cobot-Ingenieur
- 3D-Techniker
- Experte für Virtual Engineering
Auf der einen Seite haben Unternehmen zunehmend Back Office Jobs ausgelagert, auf der anderen Seite haben sie Produktionsstätten verlagert, wobei meist nur die lukrativsten Aktivitäten im Land bleiben. Dementsprechend sind Führungskräfte mehr und mehr in der Industrie vertreten.
Laut Apec haben Hochschulabsolventen besonders gute Chancen im Maschinenbau und in der Metallindustrie (bis zu 1400 Stellen), in der Industrie für elektronisches Zubehör (bis zu 1000 Jobs) und im Schienenverkehr (bis zu 500 Posten). Die Chemie-Industrie und die Pharmabranche werden in diesem Jahr etwa genauso viele Absolventen einstellen wie in den vergangenen Jahren (bis 600).
Frankreichs Wirtschaft ist nicht innovativ genug
Dieses Vorurteil ist schlichtweg falsch! Innovation ist ein Schlüsselfaktor für den Erfolg in der Industrie und ein sehr starkes Argumentes um junge Ingenieure anzuziehen. Viele Betriebe sind auf der Suche nach leidenschaftlichen und erfinderischen Ingenieuren, die offen für eine Arbeit auf internationaler Ebene und für die Entwicklung neuer Produkte aus dem Bereich der Massenkonsumgüter sind.
Zudem gibt es viele Neuerungen in Berufen, die im Zusammenhang mit der Energieeffizienz stehen.
Die Industrie ist eine Männerdomäne
Ein Vorurteil, das zum Teil zutrifft, was sicherlich auch daran liegt, dass die Ingenieurschulen bis heute immer noch nur wenige Studentinnen anziehen. Kernenergie, Maschinenwesen und Informatik, um nur drei Beispiele zu nennen, geben sich Mühe, den Frauenanteil in ihren Teams zu erhöhen.
Auf dem Gebiet werden lobenswerte Anstrengungen unternommen. Zahlreiche Unternehmen wie Coca Cola und TotalEnergies haben Projekte ins Leben gerufen, um in ihren Teams oder in der Betriebsleitung mehr Frauen zu haben.

Über eine Million zu besetzende Stellen bis 2030
Frankreich plant jährlich ca. 200.000 Menschen in der Industrie einzustellen. In unserem Nachbarland entstehen mehr Fabriken als geschlossen werden, die Beschäftigung hat sich stabilisiert und sogar wieder zugenommen.
Aufgrund von Fachkräftemangel hat der Sektor Schwierigkeiten bei der Rekrutierung und muss zudem langfristig einstellen, um die Alterung der Belegschaft zu bewältigen:
- Maschinenbau und Stahlindustrie: Weniger als 5 % der Beschäftigten sind unter 25 Jahre alt.
- Bahn-, Automobil- und Schiffbauindustrie: Hier sind weniger als 3 % unter 25 Jahre alt.
Jedes zweite Unternehmen hat Schwierigkeiten bei der Personalbeschaffung
In der mechanischen oder metallverarbeitenden Industrie hatte mehr als jeder zweite Arbeitgeber (52 %) Schwierigkeiten bei der Personalbeschaffung. In der gesamten Branche werden derzeit 37 % der Einstellungen mit unbefristeten Verträgen vorgenommen, um Talente zu gewinnen und zu binden (Stand 2024).
Einige der derzeit am meisten gesuchten Berufe sind Schlosser, Kesselschmied, Mechaniker oder auch Gießerei- und Verbundwerkstoffmechaniker. Ingenieure sind immer heiß begehrt.
Die Branche wird robotisiert und digitalisiert
Abgesehen von Luxusgütern, Pharmazeutika und Luftfahrt leidet die französische Industrie immer noch unter einer mangelnden Wettbewerbsfähigkeit ihres Angebots. Um mit Deutschland oder China mithalten zu können, muss es sich nach oben bewegen und roboterhafter werden. Die Regierung investiert weiterhin viel Geld, um zu modernisieren. Mehrere Industriezweige modernisieren und innovieren bereits:
- Künstliche Intelligenz
- 3D-Druck
- Robotik
- Virtual Reality
- Digitalisierung der Produktion
- Big Data
Unternehmen, die einen Fuß in der Zukunftsbranche haben, gibt es bereits. Sie tragen das Label La French Fab, ein Schaufenster für französisches Industrie-Know-how. Diese Arbeitgeber sind digitalisiert, verwenden neue Prozesse sowie Materialien, sind weniger energieintensiv und umweltfreundlich.
Vielversprechende Jobmöglichkeiten in Instandhaltungsbereich
Wartung, davon träumt niemand. Und doch ist es ein Bereich, in dem sich die Arbeitsplätze am stärksten verändern. Es geht nicht mehr nur darum, eine defekte Maschine zu reparieren, sondern vor dem Ausfall einzugreifen, indem man eine vorbeugende oder sogar vorausschauende Wartung durchführt.
Ohne Techniker und Ingenieure, die für die Wartung zuständig sind, funktioniert das Unternehmen nicht mehr. Dies sind Jobs, die investigative und kommunikative Fähigkeiten erfordern.
Ein weiterer Vorteil der Instandhaltungsberufe ist, dass Sie in verschiedenen Industriezweigen arbeiten können, von der Automobilindustrie über die Luftfahrt bis hin zur Elektronik.
Die Industrie zahlt oft besser
Die Löhne in der Industrie in Frankreich sind oft höher als in vielen anderen Branchen. Laut der Generaldirektion für Unternehmen im Wirtschaftsministerium zahlt die gesamte Branche 13 % mehr als der Durchschnitt. Natürlich unterscheiden sich die Gehälter je nach Qualifikation, Erfahrung, Tätigkeitsbereich und Standort.
Die Industrie ist der Sektor, in dem Führungskräfte am meisten bezahlt werden, heißt es in einer Umfrage von Apec, die sich mit den Veränderungen in der Vergütung beschäftigt. Ein stichhaltiges und stolperfreies Argument, das Sie bei der Jobwahl nicht außer Acht lassen sollten!

Der Arbeitsmarkt in der französischen Industrie zeigt deutlich, dass trotz wirtschaftlicher Herausforderungen bestimmte Berufsfelder stark nachgefragt bleiben. Wir präsentieren Ihnen jene Tätigkeiten, die derzeit als besonders aussichtsreich gelten:
Monteur (Ajusteur-monteur): Sie können sich nach einem CAP oder BEP in allgemeiner Mechanik oder, je nach Fachrichtung, nach einem Bac pro plastiques et composites in Kunststoff und Verbundwerkstoffen oder Maschinenbau bewerben.
Kesselschmied (Chaudronnier): Sie können mit einer Ausbildung im industriellen Kesselbau (CAP RICS) einsteigen.
Elektroingenieur (Ingénieur-électrotechnicien): Diese Stelle ist auf Bac+5-Niveau mit einem Ingenieursdiplom oder einem Master (jeweils Fachrichtung Elektrotechnik) zugänglich.
Instandhaltungsmechaniker (Mécanicien de maintenance): Sie können diesen Beruf mit einem Bac pro (Instandhaltung von Industrieanlagen oder mechanischer Bereich oder landwirtschaftliche Anlagen) ergreifen.
Gießereifachmann/-frau (Opérateur en fonderie): Der Einstieg in den Beruf ist z.B. nach einer Ausbildung in der Gießerei (CAP métiers de la fonderie) möglich.
Bediener in Verbundwerkstoffen (Opérateur en matériaux composites): Der Beruf ist mit einer Ausbildung in Kesselbaukunststoffverbundwerkstoffen oder in Kunststoff und Verbundwerkstoffen (Bac pro plastiques et composites) zugänglich.
Mehr dazu:
- Automobilindustrie in Frankreich: Arbeitgeber, Jobs, Trends
- Arbeiten in der Verteidigungsindustrie in Frankreich: Leitfaden
- Airbus, deutsch-französische Zusammenarbeit in Toulouse & Hamburg
Olivier Geslin

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