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Das Hochschulsystem in Frankreich im Vergleich zu Deutschland

Das Hochschulsystem in Frankreich im Vergleich zu Deutschland

Trotz der Bemühungen, ein vergleichbares Hochschulsystem in Europa zu etablieren, bleiben die Grundmuster der akademischen Landschaften in den verschiedenen Nationen bestehen. Für deutsche Studierende ist es anfangs oft schwierig, sich im französischen Hochschulsystem zurechtzufinden. Wie ist das Hochschulsystem in Frankreich organisiert?



Allgemeine Zahlen und Fakten zum französischen Hochschulsystem

1. Allgemeine Zahlen und Fakten zum französischen Hochschulsystem

Im Jahr 2022 waren knapp 2,97 Millionen Studenten in Frankreich an den ca. 3500 staatlichen und privaten Hochschulen im Land eingeschrieben, davon 1,6 Millionen an den 72 staatlichen Universitäten.

Das akademische Jahr ist in zwei Semester unterteilt. Das erste Semester geht von September bis Januar, das zweite von Februar bis Mai, anschließend sind Prüfungen.

Das französische Notensystem reicht von 0 bis maximal 20 Punkten. Hinzu kommen beim Abschluss die mentions, also die Prädikate, assez bien, bien und très bien.

Durch die immer weiter fortschreitenden Bemühungen, Frankreich zu dezentralisieren, gewinnen die universitären Angebote außerhalb der Hauptstadt, wie z. B. in Nantes, Tours, Toulouse oder Aix-en-Provence neue Anziehungskraft.

Was das Angebot an Fachrichtungen betrifft, gibt es keine nennenswerten Unterschiede zwischen Frankreich und Deutschland. Allerdings sind Fächer, die in Deutschland nur an Universitäten gelehrt werden, in Frankreich auch an den Grandes Ecoles im Programm.


2. Hochschultypen in Frankreich

In Frankreich gibt es eine Vielzahl an Möglichkeiten eine Hochschule zu besuchen: Man hat die Möglichkeit, sowohl an staatlichen oder privaten Universitäten oder außeruniversitären Einrichtungen zu studieren.

Einige Studienangebote werden in den Lycées angeboten, dazu gehören die Vorbereitungsklassen für die Grandes Écoles und die Fachingenieurschulen (Sections de techniciens supérieurs, STS).

Andere Bildungseinrichtungen, staatlich oder staatlich anerkannt, unterstehen den jeweiligen Fachministerien, zum Beispiel Schulen für medizinische und soziale Berufe (Gesundheitsministerium), Kunst- und Kulturhochschulen (Ministerium für Kultur und Kommunikation) oder Ingenieurhochschulen (Bildungsministerium).

Generell unterscheidet man also zwischen den Universitäten, den Grandes Écoles und den Écoles spécialisées. Unterschiede bestehen im Angebot der Fachrichtungen, in den Zugangsvoraussetzungen, den Abschlussmöglichkeiten und den Studienkosten.

Während Universitäten Studiengänge nahezu aller Fachbereiche vereinen und dort in der Regel ohne Zugangsbeschränkungen studiert werden kann, handelt es sich bei den Grandes Écoles um Eliteschulen, die auf eine Fachrichtung spezialisiert sind, die nur als Masterstudiengang belegt werden können und das Bestehen einer Zulassungsprüfung (concours) voraussetzen.

Unter den Écoles spécialisées versteht man Einrichtungen wie Kunst- oder Musikakademien. Eine Liste der verschiedenen Hochschultypen findet man unter education.gouv.fr.

Universitäten in Frankreich

An den Universitäten findet man, entsprechend den Fakultäten in Deutschland, verschiedene facultés oder auch unité de formation et de recherche (UFR). Daher das Kürzel la fac, mit dem oft die Universität bezeichnet wird. Die Studiengänge unterteilen sich in drei Studienabschnitte (1er cycle, 2e cycle, 3e cycle).

Seit 2006, nach den Bologna-Abkommen in Europa, haben die jeweiligen Abschlüsse landesweit einheitliche Namen: Licence, Master und Doctorat (entspricht Bachelor, Master und Doktorat), kurz LMD.

Seit dieser Reform wird auch zwischen den technischen und beruflichen Studiengängen, ehemals IUT und IUP, nicht mehr unterschieden. Das IUP wurde durch Bachelor und Master ersetzt, während ein IUT einer regulären Universität untergeordnet ist und ebenfalls den Bachelor Titel vergeben kann. Dennoch unterscheidet man weiterhin zwischen praktisch orientierten (Licence professionnelle / Master professionnel) und wissenschaftlichen Studienprogramme (Licence / Master de Recherche).

Während in Deutschland meist Semester für Semester in den gewählten Kursen die ECTS Punkte gesammelt werden, und dies theoretisch zeitlich unbegrenzt versucht werden kann, bis alle Kurse bestanden und alle Punkte gesammelt sind, geht es in Frankreich strenger zu. Die Einschreibung zum Sommersemester gibt es nicht: die Rentrée findet immer im September statt. Daher kann man nur vollständige akademische Jahre von zwei Semestern absolvieren.

Erst am Ende eines Semesters werden Prüfungen geschrieben bzw. wiederholt. Darüber hinaus kann ohne Nachweis von höherer Gewalt wie z. B. gravierende Krankheit, ein solches Jahr nur einmal wiederholt werden. Wer also zwei Jahre hintereinander die Prüfungen nicht besteht, muss wohl oder übel den Studiengang wechseln.

Dahingegen entfällt die deutsche Unterscheidung zwischen regulärem Studium und Studium auf Lehramt. Das liegt daran, dass die Lehrposten in Frankreich per Wettbewerb vergeben werden. Jeder Student mit einem Abschluss in einem der Fächer, die in den Unterstufen gelehrt werden, kann an dem entsprechenden concours (meist der CAPES) teilnehmen. Wer besteht, darf Lehrer werden.

Gut zu wissen: Im Allgemeinen nennt man in Frankreich eher die Anzahl seiner Studienjahre, als den Abschluss, auch in Stellenanzeigen stehen daher Angaben wie BAC+4 oder BAC+5, wobei BAC eine Abkürzung für baccalauréat, die allgemeine Hochschulreife, darstellt und die Zahl die Anzahl der Studienjahre angibt.

  • Licence (bac +3): Die Licence entspricht dem Bachelor und dauert sechs Semester. Gemäß den Bologna-Abkommen werden die im europäischen Umfeld anerkannten ECTS-Punkte (30 pro Semester) vergeben. Man erwirbt Grundkenntnisse in der oder den gewählten Fachrichtung(en). Die zuvor geltenden Studienabschlüsse werden in das neue Licence-Studium integriert: Nach zwei Jahren kann man also zum Beispiel das DUT (diplôme universitaire de technologie) oder das BTS (brevet de technicien supérieur) erlangen.

  • Master (bac +5): Im Anschluss einer Licence kann man, in einem thematisch passenden Fachgebiet, den Master beginnen. In vier Semestern muss man insgesamt 120 Studienpunkte erwerben und nach dem zweiten Semester eine Zwischenprüfung ablegen. Bestandteil des Studiums ist außerdem ein Pflichtpraktikum in einem Unternehmen oder einem Labor. Oft werden in Frankreich nicht nur eine, sondern zwei Masterarbeiten geschrieben: eine kürzere im M1 und eine längere im M2.

  • Doctorat (bac +8): Das Promotionsstudium besteht aus drei bis fünf Jahren, in denen die Studierenden eine Doktorarbeit ausarbeiten müssen und daneben allgemeinbildende, berufsorientierte sowie wissenschaftliche Kurse belegen. Oft wird währenddessen auch für ein paar Stunden in der Woche eine Lehrtätigkeit an der jeweiligen Hochschule ausgeübt.

Écoles spécialisées

Natürlich gibt es außerhalb der staatlichen Hochschulen eine Vielzahl an Privatschulen, halb-privaten und auch öffentlichen Hochschulen, die auf verschiedene Diplome und Branchen spezialisiert sind, statt wie Universitäten in verschiedene Fakultäten gegliedert zu sein.

Im Gegensatz zu den Grandes Écoles sind diese aber allgemein zugänglich, wenn auch gewisse Kriterien für die Einschreibung erwartet werden. In vielen Schulen ist es möglich, sich mit jedem Niveau, vom Abitur bis zum Profi in passenden Lehrgängen einzuschreiben. Oft wird dort viel mit Praktika und im dualen Studium gelernt.

Besonders interessant sind aus deutscher Perspektive zum Beispiel die Écoles de commerce und MBA, von denen es in Deutschland vergleichsweise wenige gibt.

Grandes Écoles

Die französische Bildungselite und die zukünftigen Führungskräfte in Politik, Jura, Geisteswissenschaften, Wirtschaft und im Ingenieurbereich werden in Frankreich in den Grandes Écoles oder auch Écoles supérieures ausgebildet.

Die Ausbildung dort dauert (inklusive der Vorbereitungsklasse) vier bis fünf Jahre. Besonders prestigeträchtig sind die Polytechnique, die École Nationale d'Administration (ENA), welche am 31. Dezember 2021 abgeschafft wurde, sowie die École des hautes études commerciales (HEC).

Diese speziell französischen Schulen kann nur besuchen, wer eine anspruchsvolle Eignungsprüfung besteht. Aufnahmeberechtigt zu diesen praxisorientierten Studien, die die Studierenden zu hoch qualifizierten Fachleuten für Spitzenämter ausbilden, ist man sowohl direkt nach dem Abitur, als auch nach einer ein- bis vierjährigen Ausbildung in den classes préparatoires, in denen man gezielt auf die Aufnahmeprüfung hinarbeitet oder nach dem Grundstudium an einer Universität.

Aufgrund der Schwierigkeit der Aufnahmeprüfungen machen die meisten Bewerber eine solche classe préparatoire (abgekürzt CPGE) durch, die 2 bis 4 Jahre dauern kann und die Schüler in allen Fächern der jeweils angestrebten Hochschule ausbildet. So lernt ein Student an einer geisteswissenschaftlichen CPGE z. B. sowohl Literaturwissenschaften in mehreren Sprachen, als auch alte Sprachen, Geschichte, Geographie und Philosophie.

Da das Arbeitsvolumen und die Anforderungen höher als an den Universitäten sind, bekommen die Studierenden der sogenannten Prépa in einem dieser Fächer Credit Points, die an der Uni gelten. So kann ein Prépa-Student, der den Wettbewerb für die Grandes Écoles nach 2 Jahren nicht schafft, sofort im dritten Jahr des Bachelors einsteigen, bzw. nach 3 Jahren Prépa sofort seinen Bachelor erhalten usw.

Weitere Informationen: cge.asso.fr



Fernstudium in Frankreich

3. Fernstudium in Frankreich

Jede Universität in Frankreich bietet auch Fernstudiengänge an. Organisationen wie die Fédération interuniversitaire de l'enseignement à distance (FIED) und das Centre national d'enseignement à distance (CNED) bieten Informationen und Beratung zu den Angeboten. 25 Universitäten sind Mitglied der FIED.

Mehr dazu: