Pflegepersonal aus Frankreich finden und einstellen: Leitfaden

Der Mangel an Pflegefachkräften in Deutschland bringt viele Einrichtungen an ihre Grenzen. Eine zunehmend gefragte Lösung ist die Vermittlung von französischsprachigem Pflegepersonal aus Frankreich. Wir erklären Ihnen auf welchen Portalen Sie französischsprachiges Pflegepersonal finden und wie Sie Krankenschwestern und -pfleger in Frankreich einstellen können.
2. Einstellung einer privaten Pflegekraft in Frankreich
3. Pflegepersonal in Frankreich finden und engagieren
Für Pflegeunternehmen ist es tatsächlich nicht so schwierig, Fachkräfte aus Frankreich anzuwerben, denn innerhalb der EU gilt die Arbeitnehmerfreizügigkeit, d.h. es wird keine Arbeitserlaubnis benötigt. Zum Nachweis dieses Freizügigkeitsrechts können die Fachkräfte eine Freizügigkeitsbescheinigung oder eine Aufenthaltskarte bekommen.
Abschlüsse aus den EU-Staaten werden meistens ohne Weiteres anerkannt. Teilweise ist aber noch ein EU-Konformitätszeugnis notwendig.
Plattformen und Jobportale für Ihre Suche nach Pflegepersonal in Frankreich
In Frankreich gibt es mehrere Plattformen und Portale, über die Sie Pflegepersonal finden und einstellen können. Hier sind einige der wichtigsten:
Allgemeine Jobportale:
- France Travail: Die offizielle Arbeitsagentur Frankreichs, vergleichbar mit der deutschen Bundesagentur für Arbeit.
- Indeed France: Eine der meistgenutzten Jobbörsen mit einer Vielzahl an Stellenanzeigen im Pflegebereich.
- Leboncoin: Ursprünglich ein Kleinanzeigenportal, inzwischen auch stark im Bereich Stellenangebote vertreten.
- Jooble: Eine Meta-Jobbörse, die Stellenanzeigen aus verschiedenen Quellen aggregiert.
- Learn4Good: Internationale Jobbörse mit spezifischen Angeboten für Pflegepersonal in Frankreich.
Spezialisierte Plattformen:
- Connexion-Emploi: Führende deutsch-französische Jobbörse, ideal für die Suche nach zweisprachigem Pflegepersonal.
Europäische Netzwerke:
- EURES: Das europäische Portal zur beruflichen Mobilität, unterstützt bei der grenzüberschreitenden Vermittlung von Arbeitskräften innerhalb der EU.
Weitere Ressourcen:
- Zentrale Auslands- und Fachvermittlung (ZAV): Eine deutsche Institution, die bei der Vermittlung von Fachkräften aus dem Ausland unterstützt.
Etwa zwei Mal jährlich werden Stellenausschreibungen in den Herkunftsländern, auch in Frankreich, veröffentlicht. Nach dem Einreichen der Bewerbungen der Pflegekräfte führt die ZAV vor Ort Auswahlgespräche mit den Bewerbern durch. Im Vordergrund stehen Fragen zur Ausbildung und Berufserfahrung sowie zur persönlichen Motivation und Eignung. Auch Deutschkenntnisse spielen eine Rolle.
Personalvermittlungsagenturen für Krankenschwestern, Krankenpfleger und Pflegekräfte
Das Ganze kann aber auch über eine Personalvermittlung laufen, die auf deutsch-französisches Recruiting spezialisiert ist. Das hat den Vorteil, dass gut ausgebildete französischsprachige Pflegekräfte angesprochen werden, die sich bereits für einen Wechsel nach Deutschland entschieden haben. Außerdem ist eine solche Suche nicht zeitgebunden und kann das ganze Jahr über laufen.
Gute Einarbeitung ist wichtig: Französische Mitarbeiter benötigen mehr Unterstützung als deutsche. Das sollte bereits bei der Einarbeitung beginnen. Es ist daher gut, ein Programm zu haben oder auszuarbeiten, das auf französische Mitarbeiter ausgerichtet ist.
Arbeitsbedingungen fair halten: Die neuen, französischen Mitarbeiter haben mit Sicherheit mehr Anlaufschwierigkeiten als ihre deutschen Kollegen. Sie könnten deren Arbeitsalltag entsprechend anpassen, z.B. die Arbeitszeit so legen, dass genügend Zeit für Sprachkurse oder fachliche Qualifikationsmaßnahmen bleibt. Ein faires Gehalt inklusive Sozial- und Krankenversicherung sollte gezahlt werden.
Unterstützen Sie Ihre neuen Pflegekräfte: Sie können ihre französischen Pflegekräfte auch in anderen Dingen unterstützen, wie der Wohnungssuche, Behördenangelegenheiten oder ggf. Familienzusammenführung. Dabei können Sie sich auch an die ZAV wenden, die spezielle Hotlines und Angebote dafür bereithält. Vielleicht können Sie dafür sogar einen Paten oder Mentor aus Ihrem Pflegeunternehmen gewinnen.
Als Angehöriger muss man sich manchmal zwischen der Pflege und dem eigenen Beruf entscheiden. Dabei ist eine private Pflegekraft eine gute Möglichkeit, weiter im Beruf zu bleiben.
Entscheiden Sie vor der Suche, ob Sie eine Vollzeitpflege (24-Stunden-Pflege) brauchen oder es ausreicht, wenn der Pflegebedürftige ein paar Stunden betreut werden soll. Denken Sie auch daran, dass dieser Punkt über die Wohnsituation der Pflegekraft entscheiden wird.
Ein weiteres wichtiges Thema ist das Aufgabengebiet, denn dieses ist entscheidend für die nötige Qualifikation der Pflegekraft. Man kann auch freiberufliche Pflegefachkräfte beschäftigen, diese sind flexibel einsetzbar und machen individuelle Verträge.
Beratungen zu diesen Themen bieten die Pflegestützpunkte, die Pflegekassen oder freie Beratungsstellen. Ambulante Pflegedienste können auch hilfreich sein.
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, eine private Pflegekraft einzustellen. Diese hängen von den oben beschriebenen Ansprüchen ab und entscheiden über die Kosten.
Vermittlungsagenturen
Vermittlungsunternehmen werden besonders häufig benutzt, um Personal aus dem Ausland zu locken. Der Vorteil ist, dass die Pflegekräfte meistens bei den Agenturen angestellt sind und man sich die Arbeitskräfte "nur" ausleiht. Dies hat auch rechtliche Vorteile, dennoch sollten Sie sich gut informieren, bevor Sie einen Vertrag unterschreiben.
Es kann auch sein, dass das Pflegepersonal in regelmäßigen Abständen wechselt. Das ist besonders ärgerlich, wenn der Pflegebedürftige eine ständige Bezugsperson braucht.
Gehen Sie davon aus, dass Arbeitskräfte aus dem Ausland bei Ihnen wohnen werden.
Jobportale
Kleinanzeigenbörsen, Stellenportale, Annoncen in der regionalen Zeitung oder das französische Arbeitsamt sind gute Quellen für die Kontaktaufnahme mit potentiellen Fachkräften. Wichtig ist hierbei, sich die Qualifikation nachweisen zu lassen.
Für Teilzeitkräfte eignen sich besonders regionale Stellenbörsen in Frankreich, da die Pflegekräfte in der Nähe wohnen sollten. Beachten Sie ebenfalls, dass Sie selber zum Arbeitgeber werden, wenn Sie jemanden einstellen. In diesem Fall sollte man sich über Rechte und Pflichten aufklären lassen.
Tarife und Kosten
Die Preisdifferenzen können je nach Anforderungen enorm sein, dabei sollte aber der Mindestlohn unbedingt beachtet werden. Zusätzliche Kosten entstehen, wenn die Pflegekraft mit bei Ihnen wohnt.
Weisungsrecht
Ein weiterer Punkt ist die Dauer des Arbeitsverhältnisses. Der Arbeitsvertrag zwischen Pflegekraft und Agentur muss während des gesamten Entsendezeitraums gültig sein. Das bedeutet auch, dass das Weisungsrecht der Vermittlungsagentur unterliegt und nicht der Familie, die diese Pflegekraft einsetzt.
Wird das Weisungsrecht von der Familie in Deutschland ausgeübt, so muss diese Sozialabgaben etc. nach deutschem Recht abführen. Aus rechtlicher Sicht ist dies ein sehr gefährlicher Punkt, da mit dieser Regelung eine legale Beschäftigung nur sehr schwer möglich ist. Daher sollte der Weg über eine Vermittlungsagentur gewählt werden.
Beratung
Sollten Sie Zweifel haben, lassen Sie sich besser beraten. Hierzu steht der Verband für häusliche Betreuung und Pflege e. V. (VHBP) zur Verfügung.
Mehr dazu:
- Angehörigenpflege in Frankreich mit Ihrem Beruf vereinbaren
- Wie man am besten Mitarbeiter für Jobs als Handwerker und/oder Pflegekräfte in Frankreich findet
- Deutsch-französische Personalberatung für nachhaltiges Recruiting

Olivier Geslin

