Leben und arbeiten in Lille und Nordfrankreich

Wer mit dem Gedanken spielt, in Frankreich zu leben und zu arbeiten, denkt nicht in erster Linie an Lille und Nordfrankreich. Erfahren Sie mehr über die Region Hauts-de-France, die Top-Arbeitgeber in Lille sowie Karrierechancen und Networking-Möglichkeiten für Deutschsprachige.

Die ideale geografische Lage zwischen Belgien, England und Frankreich. Die gelebte kulturelle und sprachliche Vielfalt. Die hohe Lebensqualität sowie landschaftliche Perlen und Sehenswürdigkeiten, die nicht nur Studierende und Touristen anziehen.

Ein wirtschaftliches Ecosystem, das innovative Start-ups hervorbringt. Und eine frankreichweit führende Position, wenn es darum geht, einen Job und eine Wohnung zu finden... Das alles ist Lille!

Geografischer Knotenpunkt Europas

Lille grenzt über 84 Kilometer an Belgien. Diese geografische Nähe drückt sich auch auf der politisch-organisatorischen Ebene aus: Als erster Europäischer Verbund für territoriale Zusammenarbeit (EVTZ) regelt Lille seine grenzüberschreitenden Belange mit den belgischen Nachbarn unter einem Dach - der Eurométropole Lille-Kortrijk-Tournai.

Verkehrstechnisch liegt Lille nicht nur in unmittelbarer Nähe zu Belgien, sondern auch zu England: Mit dem Hochgeschwindigkeitszug Eurostar sind Brüssel in 35 Minuten und London in 1 ½ Stunden erreichbar. Für die Strecke Lille-Paris braucht der TGV im Schnitt ebenfalls 1 ½ Stunden.

Auswanderungswillige Deutsche gelangen beispielsweise von Köln aus nach einer gut 3-stündigen Auto- oder Zugfahrt nach Lille. Auf dem Schiffsweg erreicht man den Norden über den Hafen in Calais. Güter werden in Dünkirchen (Dunkerque), dem drittgrößten Seehafen Frankreichs, umgeschlagen.

Sprachliche Vielfalt und regionale Identität

Sie kommen im Norden an und trauen Ihren Französischkenntnissen nicht mehr? Binv'nue chés les chtis ! Chti ist eine dem Französischen verwandte galloromanische Sprache, die sich durch den Laut ch, dem deutschen sch, auszeichnet. Hören Sie eine Kostprobe oder gucken Sie den Spielfilm, welcher Le Nord und sein Patois berühmt gemacht hat.

Nebst Chti werden in der Region Hauts-de-France Picardisch und Flämisch gesprochen. Wer nach Lille fährt, begegnet deshalb mehrsprachigen Ortsschildern. Im Gegensatz zum flämischen Namen Rijsel stammt die Bezeichnung Lille aus dem altfranzösischen L'Isle: Sie leitet sich von ihrer ursprünglichen Lage auf einer Sumpfinsel im Tal des Flusses Deûle ab, wo die Stadt gegründet wurde.

Die drei Idiome sind als regionale Sprachen anerkannt und Teil der regionalen Kultur und Identität. Flämisch, das belgische Niederländisch, wird zwischen Dunkerque und Lille von ungefähr 60 000 Menschen gesprochen.

Historische und landschaftliche Schätze

Liebhaber von Architektur und Geschichte kommen im Norden ebenfalls auf ihre Kosten: Entdecken Sie gotische Kathedralen und Belfriede, die hohen flämischen Glockentürme. Der Opfer der beiden Weltkriege wird auf den ehemaligen Schlachtfeldern wie im Val de Somme gedacht.

Landschaftlich lockt die Region Hauts-de-France mit ihrer vielfältigen Küstenlandschaft. Es gibt über 150 Kilometer Küste zu entdecken: Dünenstreifen, Kalkfelsen, Pinienwälder und feine Sandstrände... Die Baie de Somme gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe und gilt als eine der schönsten Buchten der Welt.

Flämischer Charme als Touristen- und Studentenmagnet

Im Jahr 2004 wurde Lille zur europäischen Kulturhauptstadt gekürt. Seither wählen immer mehr Touristen die vorher etwas stiefmütterlich behandelte Stadt zum Reiseziel. Zu den bekanntesten Sehenswürdigkeiten zählen das Zentrum mit der Grand'Place, Le Vieux-Lille, Le Palais des Beaux-Arts und der Belfried.

Das ursprüngliche Büroviertel Euralille schließt an das Stadtzentrum an und erstreckt sich auf einem ehemaligen Militärgebiet bis zur Ringautobahn. Nach La Défense in Paris und La-Part-Dieu in Lyon drittgrößtes Geschäftsviertel Frankreichs, gilt es mittlerweile als lieu de vie: Es beherbergt nicht nur Büros, die beiden internationalen Bahnhöfe Lille-Flandres und Lille-Europe und eines der größten Einkaufszentren Frankreichs, sondern auch mehrere Wohnkomplexe, ein Kongresszentrum, das Zénith und weitere kulturelle Einrichtungen.

Wer des Flanierens müde wird, tankt mit einer der lokalen Gaumenfreuden neue Kraft: Welsch, der deftige Klassiker mit Käse, Bier, Ei und Fritten sowie Frikadellen und Pommes oder Zuckerkuchen und Waffeln sind nur eine Auswahl!

Schnäppchenjäger kommen in Lille im Herbst auf ihre Kosten: Am ersten Septemberwochenende findet die Grande Braderie de Lille statt. Der größte und berühmteste Flohmarkt Europas zieht jährlich über 2 Millionen Besucher aus allen Ecken der Welt nach Lille. Während 2 Tagen und Nächten können Sie mit rund 10 000 Trödlern und Kunsthandwerkern feilschen!

Ein weiterer Pluspunkt für die Lebensqualität in Lille: Die Stadt ist von der Größe her überschaubar und verfügt über gerade mal zwei Metrolinien. Neuankömmlinge finden sich schnell zurecht.

Studierende wissen schon lange, dass es sich in Lille gut lebt. Mit über 100 000 Studenten steht Lille auf Platz 3 unter den größten Studentenstädten. Zudem ist die Region Hauts-de-France führend bei der Ausbildung von Ingenieuren. Sie beherbergt über 30 Grandes Écoles und 6 Universitäten.

Lebenshaltungskosten in Lille

Die Lebenshaltungskosten sind in Lille günstiger als in Paris oder Lyon. Dennoch liegen sie über dem Niveau kleinerer Städte oder ländlicher Regionen. Die Nähe zu Belgien, die dynamische Wirtschaft und eine lebendige Studierendenszene machen Lille zu einem attraktiven Wohnort.

Die durchschnittlichen monatlichen Ausgaben für eine Einzelperson liegen, je nach Lebensstil und Wohnsituation, zwischen etwa 1.320 € und 2.100 €.

Die Region Hauts-de-France zählt rund 6 Millionen Einwohner (Stand 2025) und entstand 2016 durch den Zusammenschluss von Nord-Pas-de-Calais und Picardie. Hauptstadt und wirtschaftliches Zentrum ist Lille.

Größte Städte und Einwohnerzahlen

• Lille: Mit ca. 235.000 Einwohnern ist Lille das wirtschaftliche und kulturelle Zentrum der Region. Die Stadt ist bekannt für ihre Hochschullandschaft, Logistik, Einzelhandel und als Standort für multinationale Konzerne.

• Amiens: Rund 135.000 Einwohner, bedeutend in Verwaltung, Gesundheitswesen und Maschinenbau.

• Roubaix und Tourcoing: Jeweils etwa 95.000 bzw. 97.000 Einwohner. Wichtige Standorte für Textilwirtschaft, E-Commerce und kreative Branchen.

• Calais: Mit ca. 72.000 Einwohnern spielt Calais eine zentrale Rolle in der Hafenlogistik und im grenzüberschreitenden Handel.

Wirtschaftliche Kennzahlen

• Bruttoinlandsprodukt (BIP): Etwa 160 Mrd. €, das entspricht rund 7,6 % der französischen Wirtschaftsleistung.

• Beschäftigung: Rund 2,7 Millionen Erwerbstätige, insbesondere in den Bereichen Industrie, Logistik, Gesundheitswesen und Handel.

• Arbeitslosenquote: Die Arbeitslosenquote in Hauts-de-France liegt mit ca. 8,7 % über dem Landesdurchschnitt, zeigt jedoch mit positiven Trends in urbanen Zentren wie Lille.

Größte Arbeitgeber der Region

• CHU Lille: Über 15.000 Beschäftigte im Gesundheitswesen.

• Auchan, Decathlon (Zentrale in Villeneuve-d'Ascq): Führende Handelskonzerne mit internationalen Aktivitäten.

• Renault Maubeuge & Toyota Valenciennes: Wichtige Produktionsstandorte der Automobilindustrie.

• Eurotunnel: Einer der größten Arbeitgeber im Bereich Transport und Infrastruktur.

• Sozialwirtschaft: Stark vertreten mit zahlreichen Beschäftigten in Pflege, Bildung und sozialer Integration.

Die Region Hauts-de-France sucht verstärkt nach Personal in folgenden Berufszweigen:

• Pflege und häusliche Betreuung: Der anhaltende demografische Wandel sorgt für eine hohe Nachfrage nach Pflegekräften und Betreuern im häuslichen Umfeld. In den kommenden Jahren werden rund 35.000 Stellen neu zu besetzen sein.

• Logistik und Transport: Als wichtiger Verkehrsknotenpunkt mit Häfen wie Calais und zahlreichen Logistikzentren rund um Lille benötigt die Region verstärkt Fachkräfte in Lagerhaltung, Transport und Disposition.

• Gesundheitswesen: Kliniken wie das CHU Lille sowie Pflegeeinrichtungen verzeichnen steigenden Personalbedarf, vor allem in der Krankenpflege und medizinischen Assistenz.

• Bau und Instandhaltung: Der Wohnungsbau sowie die energetische Sanierung älterer Gebäude schaffen eine stetige Nachfrage nach Bauarbeitern, Elektrikern und Reinigungskräften, über 40.000 Stellen sind hier offen.

• Industrie und Produktion: Automobilhersteller, Zulieferbetriebe und Unternehmen der Lebensmittelverarbeitung suchen qualifizierte Fachkräfte, besonders im Raum Maubeuge, Valenciennes und Amiens.

• Einzelhandel und Kundenservice: Mit Konzernen wie Auchan und Decathlon vor Ort gibt es zahlreiche Beschäftigungsmöglichkeiten in Verkauf, Lager und Kundenbetreuung.

Hier ist eine Auswahl deutscher Unternehmen in der Region Hauts-de-France:

• Allianz: Lille, Amiens
• BASF: Calais, Compiègne
• Bosch: Valenciennes, Lille
• Continental: Abbeville
• DHL: Lille, Arras
• Henkel: Lille
• Lidl: Zahlreiche Filialen in der gesamten Region
• Siemens: Lille, Saint-Quentin
• Thyssenkrupp: Maubeuge
• ZF Friedrichshafen: Lens
• DB Cargo France: Lille

Nachfolgend präsentieren wir Ihnen bekannte französische Jobboards mit Stellenangeboten in der Region Hauts-de-France:

Allgemeine Stellenportale

• France Travail: Die nationale Arbeitsagentur listet zahlreiche Stellenangebote in Lille und der gesamten Region Hauts-de-France

• Indeed France: Große Jobbörse mit vielfältigen Filtermöglichkeiten für Stellen in Lille, Amiens und weiteren Städten der Region

• LinkedIn Jobs: Breites Angebot an Karrieremöglichkeiten, insbesondere für qualifizierte Fach- und Führungskräfte

• Monster France: Viele offene Positionen, vor allem in technischen und industriellen Bereichen

• Welcome to the Jungle: Plattform mit Fokus auf junge, dynamische Unternehmen – besonders in den Bereichen Start-ups, IT und Marketing rund um Lille und Umgebung

Spezialisierte Jobbörsen

• Apec: Spezialisierte Plattform für qualifizierte Fachkräfte und Führungspersonal auf der Suche nach anspruchsvollen Positionen

• Meteojob: Bietet individuell abgestimmte Jobvorschläge auf Basis des persönlichen Profils und der beruflichen Ziel

• Cadremploi: Konzentriert sich auf Stellenangebote für leitende Positionen und Managementfunktionen

• Emploi-Territorial: Speziell für Stellen im öffentlichen Dienst in Hauts-de-France

• Proch'Emploi: Diese Plattform ist ein von der Region geschaffenes maßgeschneidertes Programm, das als Bindeglied zwischen den Arbeitssuchenden der Region Hauts-de-France und den Arbeitgebern fungiert, die Schwierigkeiten haben, Personal einzustellen

• Connexion-Emploi: Unsere deutsch-französische Jobbörse bietet ebenfalls zahlreiche Stellenangebote im Raum Lille, Roubaix, Calais, Valenciennes und Amiens

Die Region Hauts-de-France, insbesondere rund um Lille, verfügt über eine lebendige deutschsprachige Community und zahlreiche Initiativen, die den interkulturellen Dialog zwischen Deutschland und Frankreich pflegen und ausbauen:

• Association Lille-Cologne-Erfurt (ACLE): Diese kulturelle Vereinigung fördert die deutsch-französische Freundschaft zwischen der Métropole lilloise, Köln und Erfurt. Sie organisiert regelmäßig Veranstaltungen und Treffen, um den kulturellen Austausch zu stärken.

• Deutsch-Französische Gruppe in Lille und Nordfrankreich: Diese Facebook-Gruppe bringt Deutsche und Franzosen zusammen, die in der Region leben oder Interesse am kulturellen Austausch haben. Mitglieder teilen praktische Tipps, Veranstaltungshinweise und unterstützen sich gegenseitig im Alltag.

• Duolingo Deutschgruppe Lille: Diese Gruppe richtet sich an alle, die Deutsch sprechen oder lernen möchten, unabhängig davon, ob sie die Duolingo-App nutzen. Sie organisiert regelmäßig Treffen und Veranstaltungen, um die Sprachpraxis und den interkulturellen Austausch zu fördern.

• Club d'Affaires Franco-Allemand Hauts-de-France: Dieser Wirtschaftsclub vernetzt Unternehmen und Fachkräfte mit deutsch-französischem Hintergrund. Er bietet Plattformen für Geschäftskontakte, Seminare und Events rund um die wirtschaftliche Zusammenarbeit in der Region.

• Association d'Amitié Villeneuve d'Ascq-Leverkusen (AAVAL): Diese Organisation fördert die Beziehungen zwischen Villeneuve d'Ascq und Leverkusen. Sie organisiert kulturelle und soziale Projekte, um den Dialog und die Zusammenarbeit zwischen Frankreich und Deutschland zu stärken.

• Connexion-Emploi: In Nordfrankreich ist bereits eine engagierte deutsch-französische Community aktiv, die neuen Expats mit Rat und Tat zur Seite steht und ihnen das Ankommen in der Region erleichtert.

Mehr dazu:

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Olivier Geslin