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Fehlzeiten in Frankreich: Zwischen Krankmeldung & Psyche

Fehlzeiten in Frankreich: Zwischen Krankmeldung & Psyche

Die Fehlzeiten in französischen Unternehmen steigen seit Jahren deutlich an, vor allem psychische Erkrankungen spielen dabei eine immer größere Rolle. Wir beleuchten die Ursachen, Entwicklungen und mögliche Gegenmaßnahmen.

 



Definition und Bedeutung

1. Definition und Bedeutung

Fehlzeiten bezeichnen alle ungeplanten Abwesenheiten von Mitarbeitenden am Arbeitsplatz. Sie resultieren aus gesundheitlichen Ursachen, Arbeitsbedingungen oder manchmal auch aus innerer Distanz zum Job.

In Frankreich haben diese Fehlzeiten erhebliche wirtschaftliche und soziale Folgen und belasten Unternehmen stark. Die jährlichen Kosten belaufen sich schätzungsweise auf über 100 Milliarden €, was etwa 4,7 % des BIP entspricht.


2. Entwicklung von 2019 bis 2024

Seit der Covid-Pandemie ist ein starker Anstieg der Fehlzeiten zu beobachten. Zwischen 2019 und 2024 stiegen die Fehlzeiten im privaten Sektor um 41 %, wobei insbesondere Langzeitkrankschreibungen von mehr als zwei Monaten zugenommen haben.

Im Jahr 2024 lag die Gesamtquote bei rund 4,5 %, ein Niveau, das bereits 2022 während der Omikron-Welle erreicht worden war.

Laut Diot‑Siaci lag die durchschnittliche Dauer bei etwa 21,5 Tagen, und im Survey von Verlingue für 2024 waren es gar 22,2 Tage, ein kontinuierlicher Anstieg seit der Pandemie.


3. Psychische Probleme als Hauptursache

Die Zunahme lässt sich vor allem auf einen dramatischen Anstieg psychisch bedingter Krankenstände zurückführen. Inzwischen sind psychische Erkrankungen wie Angst, Depression oder Burn-out die häufigste Ursache für längere Ausfälle.

Im Jahr 2024 machten diese länger andauernden Ausfälle etwa 50 % aller Langzeitkrankheiten aus, und sie beginnen bereits mit durchschnittlich 41 Jahren, zwei bis drei Jahre früher als noch vor fünf Jahren.



Unterschiedliche Ausprägung nach Alter, Geschlecht und Berufsgruppe

4. Unterschiedliche Ausprägung nach Alter, Geschlecht und Berufsgruppe

Vor allem junge Menschen sind betroffen. Im Jahr 2024 erhielten 49 % der Beschäftigten unter 30 Jahren mindestens eine Krankschreibung (im Vergleich zu etwa 42 % aller Beschäftigten), und 22 % der jungen Krankenstände waren psychisch bedingt, sechs Prozentpunkte mehr als noch 2019.

Viele junge Menschen empfinden ihren Job als stressig, und über 50 % berichten von ausgebranntem Zustand. Frauen verzeichnen mit 5,5 % eine höhere Fehlzeitenquote als Männer und sind besonders oft von psychischen Erkrankungen betroffen (Stand 2024). Auch ältere Mitarbeitende ab 55 Jahren sind besonders betroffen, mit einer Quote von rund 6,4 % im Jahr 2024.

Beruflich Tätige in körperlich anstrengenden Berufen, etwa im Bau oder als Arbeiter, weisen höhere Fehlzeitenquoten auf als Verwaltungsmitarbeitende oder Führungskräfte.


5. Branchenspezifische Entwicklungen

In bestimmten Branchen sind die Fehlzeiten deutlich ausgeprägter. Besonders auffällig ist der Gesundheits- und Sozialbereich mit einer Fehlzeitenquote von über 8 %. Auch im Bau-, Handels- und Transportsektor sind Fehlzeiten überdurchschnittlich, Transport und Logistik erreichen ca. 5,4 %.

Homeoffice wirkt sich ambivalent aus: Zwar führt es zu Rückgängen bei kurzfristigen Ausfällen, gleichzeitig kann es jedoch Isolationsgefühle, vor allem bei Jüngeren, begünstigen.


6. Wirtschaftliche und soziale Folgen

Fehlzeiten verursachen hohe Kosten. Die direkte Belastung pro Mitarbeitendem betrug laut Willis Towers Watson durchschnittlich 1 535 € im Jahr 2023. Besonders lang andauernde Krankenstände (über 90 Tage) machen nur 6 % aus, führen jedoch zu über 50 % der Fehltage.

Neben finanziellen Einbußen leidet auch das Betriebsklima, Überlastung der Kolleg:innen, Umstrukturierungen und sinkende Produkivität sind die Folgen. Gleichzeitig wirkt sich diese Entwicklung verlangsamt auf das Wirtschaftswachstum und belastend auf das Sozialsystem aus.



Psychische Gesundheit und psychosoziale Risiken

7. Psychische Gesundheit und psychosoziale Risiken

Die psychische Belastung am Arbeitsplatz ist hoch:

  • Etwa 44 % der Angestellten in Frankreich befinden sich in psychischer Not.

  • Ca. 70 % verspüren ein Gefühl beruflicher Entfremdung.

Psychosoziale Risiken wie Stress, Überlastung und mangelhafte Führung sind Hauptursachen für Krankheitsstände, insbesondere Burn-out nimmt stetig zu. Besonders betroffen sind Frauen und Führungskräfte, aber auch Beschäftigte in assistierenden Tätigkeiten und handwerklichen Jobs.


8. Prävention und Empfehlungen

Um dem entgegenzuwirken, muss Prävention gestärkt werden. Wesentlich sind eine offene Gesprächskultur über psychische Belastung und gezielte Schulungen für Führungskräfte, um Frühwarnzeichen erkennen zu können. Laut Umfragen wünschen sich rund 60 % der Manager:innen genau das.

Zudem gilt es, Arbeitsorganisation, Pausenregelungen und hybride Arbeitsmodelle fair zu gestalten. Kombiniert mit abgestuften gesundheitlichen Unterstützungsangeboten, wie sie etwa von Malakoff Humanis eingeführt wurden, lassen sich Krisen vermeiden.

Mehr dazu:

 
Olivier

Olivier Geslin