Arbeitsmarkt in Belgien: 5 Besonderheiten, die Sie kennen sollten

Belgien, Nachbarland von Deutschland und Frankreich, befindet sich in einer idealen geografischen Lage und zieht viele Arbeitnehmer aus anderen Ländern an. Obwohl es Gemeinsamkeiten mit seinen Nachbarn aufweist, hat das Land dennoch einige Besonderheiten, die es in Europa einzigartig machen. Hier sind 5 Besonderheiten des belgischen Arbeitsmarktes, erfahren Sie außerdem mehr über die Berufschancen in Belgien.

Belgien befindet sich in einer wirtschaftlich guten Lage, mit einem Wachstum von +1,1 % im Jahr 2024 nach Angaben des SPF Economie. Es ist heute die siebtgrößte Wirtschaftskraft in Europa. Die Arbeitslosenquote ist im Vergleich zum Rest der europäischen Länder eher niedrig und liegt laut dem Service Public Fédéral Belge bei 6 % (Stand Dezember 2024). Zum Vergleich: In Frankreich lag die Arbeitslosenquote bei 7,4 % im letzten Quartal 2024.

Das durchschnittliche Gehaltsniveau in Belgien ist eines der höchsten in Europa und macht das Land zu einem beliebten Ziel für Expats. Im Jahr 2023 lag es auf Platz 4 der Länder mit dem höchsten Bruttolohn, noch vor Deutschland, Frankreich und Österreich.

Was die Anzahl der geleisteten Arbeitsstunden betrifft, ist der belgische Standard nahezu identisch mit dem französischen. Darüber hinaus ist die Kaufkraft in Belgien dank der Lohnanpassung der letzten Jahre erheblich gestiegen und ist somit der Hauptgrund für das nationale Wachstum.

Derzeit sind die Branchen mit den meisten Einstellungen in Belgien:

• das Bauwesen
• die Logistik
• der Vertrieb
• das Transportwesen

Diese Umgebung ist daher besonders für Berufstätige auf der Suche nach neuen Herausforderungen attraktiv, und viele haben sich für einen Umzug nach Belgien entschieden, um ihre berufliche Laufbahn zu beginnen oder weiterzuentwickeln.

Wenn Sie auf der Suche nach einem Job in einem internationalen Kontext sind, kann Belgien eine sehr interessante Option sein.

Belgien verfügt über eine weltweit einzigartige Demografie, die es zum multikulturellsten Gebiet Europas macht. Dies zeigt sich vor allem in Brüssel, wo mehr als 30 % der aktiven Arbeitnehmer keine Belgier sind. Darunter befinden sich vor allem Franzosen und Marokkaner, aber auch Niederländer, Rumänen und Polen.

Diese große Vielfalt spiegelt sich auch in der Pluralität der Sprachen wider, die auf dem belgischen Arbeitsmarkt gesprochen werden. So bietet das gesamte Umfeld zusammen mit den drei Sprachen Englisch, Französisch und Niederländisch neue Möglichkeiten für ausländische Arbeitnehmer und internationale Unternehmen.

Wenn Sie vorhaben, einen Job in Belgien zu finden, denken Sie daran, Ihren Lebenslauf an die gewünschte Stelle anzupassen, und vergessen Sie nicht, die Sprache zu wählen, in der Sie ihn verfassen.

Ausländische Arbeitnehmer sind in allen Bereichen vertreten, aber die Anteile variieren je nach Sektor. So zeigt die Studie von Acerta aus dem Jahr 2022, dass in den Bereichen Transport, Logistik und Lebensmittel die meisten nicht-belgischen Arbeitnehmer anzutreffen sind.

Seit einigen Jahren ist zu beobachten, dass das Durchschnittsalter der Arbeitnehmer in Belgien immer weiter ansteigt. Im Vergleich zu 2019 ist die Zahl der Arbeitnehmer 60 Plus um 60 % gestiegen. Dies ist ein beträchtlicher Anstieg, der mit der allgemeinen Alterung der belgischen Bevölkerung im Einklang steht.

Diese Tendenz ist in den Berufen in den Bereichen Erziehung, Gesundheit und Soziales sowie im Finanzsektor stärker ausgeprägt. Umgekehrt sind in den Berufen des Gastgewerbes und des Bauwesens in der Regel die wenigsten Arbeitnehmer über 60 Jahre alt.

Dies erfordert von den Unternehmen ein gründliches Nachdenken über die Strategien für ihre zukünftige Entwicklung. Sie müssen also darüber nachdenken, wie sie diese Arbeitnehmer am Ende ihrer Karriere begleiten und wie sie sich attraktiver machen können, um neue Mitarbeiter anzuziehen.

In Belgien ist der Sektor mit der höchsten Einstellungsrate der Dienstleistungsbereich. Wie wie in Deutschland dominiert er den Arbeitsmarkt und macht fast 70 % des nationalen BIP aus. Dies setzt sich aus den Sektoren Kommunikation, Finanzen, Transport und Einzelhandel zusammen. Wenn Sie aus einem dieser Sektoren kommen und nach einer neuen Chance suchen, können Sie also unbesorgt einen Umzug nach Belgien in Erwägung ziehen.

Innerhalb des Dienstleistungssektors gibt es vor allem viele Berufe, die mit dem Tourismus zusammenhängen. Dank seiner geografischen Lage und seiner touristischen Vorzüge ist Belgien ein beliebtes Ziel für Reisende aus Europa und anderen Ländern. Daher sind die Bereiche Gastgewerbe oder Hotelgewerbe besonders erfolgreich.

Obwohl das Land von einer niedrigen Arbeitslosenquote und einer stabilen Beschäftigungsquote profitiert, leidet Belgien paradoxerweise unter einem Mangel an qualifizierten Arbeitskräften. Das Problem besteht bereits seit mehreren Jahren und wird zunehmend größer. Besonders betroffen ist Flandern, wo laut Eures über 67 % der landesweiten offenen Stellen zu finden sind.

Diese Einstellungsschwierigkeiten bestehen vor allem in den folgenden Sektoren und insbesondere für bestimmte Berufe:

• Baugewerbe (Maurer, Elektriker, Schweißer)
• das Gesundheitswesen ( Krankenschwester, Krankenpfleger)
• Informationstechnologie (Analyst, Data Scientist, Industrieinformatiker)

Diese Sektoren sind insbesondere aufgrund verschiedener Faktoren unter Spannung, wie z. B. :

• besonders harte Arbeitsbedingungen, die körperlich und/oder seelisch belastend sind
• das Lohnangebot nicht attraktiv genug ist
• das Niveau der Abschlüsse steigt, was den Kandidaten mehr Wahlmöglichkeiten bietet

Während die Situation für Unternehmen kompliziert ist, kann sie für ausländische Arbeitssuchende auch eine Chance bedeuten. Denn eine Person mit einem sehr gefragten Profil kann vor allem von einer großen Auswahl, einem geringeren Wettbewerb und einer besseren Verhandlungsposition profitieren.

Wenn dies auf Sie zutrifft oder Sie sich auf einen dieser Berufe umschulen möchten, sollten Sie wissen, dass es mittlerweile finanzielle Unterstützung gibt, um Sie zu begleiten. Alle Informationen dazu finden Sie auf der Website des Office National de l'Emploi (ONEM).

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Olivier Geslin